Fotoprojekt – Orientierung Juni/Juli 2021

Ein Blick zurück auf die Kuppel des 1907 eröffneten neuen Kurhauses und weiter geht’s. Auf einem Hügel in der Ferne weist uns ein gemauerter Turm den Weg.
Die charakteristischen gebrannten Wiesbadener Ziegel und das Kupferdach des Biebricher Wasserturms sind weithin sichtbar. Der Nikolaus war bei der Eröffnungsfeier am 6. Dezember 1897 sicher dabei.
Die städtische Besiedlung bleibt hinter uns und die ersten Rebstöcke sind an den südwärts gerichteten Hängen des Hohen Taunus zu sehen.
Das eigenartige Gebäude unterhalb des den Hügelkamm bedeckenden Waldes war die erste Landmarke, welche meine Enkelin auf dem Weg zu ihr nach Hause sich merkte.
Die Winzer fürchten in ihren Weinbergen die Wildschweine. Haben sie deshalb den köstlichen Riesling „Martinsthaler Wildsau“ genannt und in Flaschen gebändigt?
Auch heute noch suchen wir diese Vinothek, wenn wir rechter Hand die Frauensteiner Kirschbäume in Richtung des Rheintales passieren.
Direkt nach dem einsamen Haus ist eine weitere Landmarke in den Rauenthaler Weinlagen gelegen. Das Tempelchen oder manchmal auch als Kapellchen bezeichnet ist deutlich auf den Bubenhäuser Höhen zu erkennen.
Nur noch zwei Täler sind zu queren und dann erwarten wir den breiten Strom. Fluvius Rhenus, schützender Grenzfluss und wichtiger Transportweg der Römer, auch heute eine der wichtigsten Wasserstraßen in Europa.
Unser Augenmerk ist jetzt jedoch auf ein ganz bestimmtes Boot gerichtet. Wo liegt „Preussens Gloria“? Dort drüben, da liegt sie! Über die Büsche hinweg können wir sie am Anleger vor der Mariannenaue fest vertäut ausmachen. Der blaue Rumpf mit dem markanten ockerfarbenen Aufbau hebt sich vom kräftigen Grün der Bäume ab. Jetzt sind auch die weißen Gebäude auf der Insel deutlich zu sehen.
Bis hier hat der mächtige Fluß 513 Kilometer zurückgelegt. Bis zur Mündung in den Niederlanden sind es noch einmal mehr als 700 Kilometer. Dorthin zu seinem Heimathafen Rotterdam wird der leere Tanker fahren, um wieder gefüllt zu werden und dann seine Fracht in die Industrieregionen stromaufwärts zu liefern.


Wir folgen der Uferstraße und sehen auf der rechten Seite den ältesten Gasthof des Rheingaues. Das Hotel Schwan wurde 1628 erbaut. Der schiefergedeckte Oestricher Kirchturm ragt über die Dächern der Häuser hinaus.
Ganz in der Nähe zeichnet sich zur linken Hand die dunkle Silhouette der nächste Landmarke am Ufer des Flusses ab, der Oestricher Kran von 1745.
Angetrieben von der Beinkraft mehrerer Männer, die wie die Hamster in einem Laufrad den Kran antrieben, wurden die Weinfässer vom Ufer auf die hölzernen Kähne gehievt.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses sind heute im Containerhafen die modernen Kranbrücken beim Beladen der zahlreichen Schiffe zu beobachten.
Über den grünen Blättern des neuen Weines ist der grazile Kirchturm von Winkel schon zu erkennen. Von da ist es nicht mehr weit, bis zu unserem Ziel, dem Glockenturm der Schule unserer beiden Enkelkinder.
Geschwind fahren wir zurück. Die Rebstöcke reichen hier bis hinunter zur Straße. Den Kran haben wir jetzt zur Linken. In Mittelheim ist die dreischiffige romanische Basilika aus dem frühen 12. Jahrhundert nun viel besser zu erblicken. Weiter geht es an den gepflegten Fachwerkhäusern des Rheingaus vorbei, zurück über die Hügel des Hohen Taunus.
Unsere Rückfahrt wird durch rohe Holzbretter, gelbe Bauzäune und einen mächtigen roten Kran, für meinen Enkel ein imposanter Blickfang, abrupt unterbrochen. Dieses unüberwindliche Hindernis gilt es zu umfahren, um uns an der letzten Landmarke unserer Reise durch Land und Zeit zu orientieren.
Im hellen Sonnenlicht erstrahlt unsere Casa Rosada, wie unsere Enkelin unser Rathaus freudig begrüßte, wenn wir vom Kindergarten zu uns nach Hause fuhren.